Wir mussten unseren Kachelofen abreißen! Er funktionierte noch gut und hat uns viele heimelige Stunden geschenkt - aber nun machten es die Feinstaub-Vorschriften erforderlich, dass wir uns von ihm verabschieden.
Naja, jedenfalls haben wir in den letzten Wochen Ofen- und Baumarkt-Shopping gemacht, weil wenn schon, dann gründlich: ein neuer Boden soll den alten ersetzen und Wände und Decke können auch neue Farbe gebrauchen.
Dann wurde es praktisch und aus der Vision des neuen Wohnzimmers entwickelte sich handfeste Realität. Also alles raus, samt Asche von 24 Jahren. Gemütlichkeit erstmal ade: Chaos und Gipsstaub in jeder Ritze. Und das bei 33 Grad…
Aber all das hat ja auch was Gutes. Mehr und mehr haben wir gemerkt, dass wir dem alten Wohnzimmer entwachsen sind. Das Ambiente gehörte in unser „Gestern“, in die Familienphase, die seit 3 Jahren beendet ist. Manchmal ahnte ich mich auf einer Reise in die Vergangenheit, wenn ich mich im Wohnzimmer nieder ließ. Jetzt, wo wir entschieden das alte Ambiente losgelassen haben, wurde mir das erst so richtig bewusst.
Es beginnt nun eben ein neuer Lebensabschnitt und das darf ruhig auch äußerlich zu sehen sein. Omas alte Teekanne muss ich ja wirklich nicht jeden Tag vor Augen haben
Mitten im Renovierungsfieber denke ich immer wieder daran, das man das ein oder andere aus dem äußeren Leben auch auf das innere Leben übertragen kann:
Man hat sich eingerichtet in Gewohnheiten, die mal entspannend waren, aber nun nicht mehr so ganz passen. Der Lebensraum bleibt derselbe, aber die Zeit und das Lebensalter machen eine Veränderung notwendig.
Also sucht man nach neuen Impulsen und lässt sich inspirieren: Ideen-Shopping so zu sagen. Dann alles mal raus holen, was das Leben so ausmacht….meine Güte… da kann es auch ganz schön stauben in den Erinnerungsritzen alter Erfahrungen und klar geregelter Lebensbereiche. Aber dann darf man ja wählen und sortieren: was soll bleiben und was kommt raus? Und was hole ich Neues rein?
Lust auf frische Farbe und ein neues Fundament sind da, aber sie haben auch ihren Preis: kräftezehrende Arbeit und das Loslassen des lieb gewonnenen Lebensstils, der scheinbar immer noch mühelos funktioniert und doch gleichzeitig so nach unten zieht.
Es ist klar: renovieren kostet Kraft - im äußeren und auch im inneren Leben. Was lockt und motiviert, ist die Vorstellung von einem leichtem, schönem Leben mit klarem Fundament und frischen Farben, das zum heutigen Ich passt und entspannt in die Zukunft wachsen lässt. All das kann noch sehr verpixelt sein und sich erst nach und nach entwickeln, aber: der Anfang ist gemacht, um dem Himmel entgegen zu wachsen eben.